Erneuerbare Energien und bezaubernde Erlebnisse mit Kunst
Dec, 2020



Die Begriffe „Kunst“ (Art) und „Technologie“ (Technology) entwickelten sich beide aus dem altgriechischem Wort „techne“. So sind Wissenschaft und Kunst im Altertum aus einem Begriff entstanden. Leonardo Da Vinci ist als Künstler und als Erfinder ein gutes Beispiel für diese ursprüngliche Einheit. Diese Wechselbeziehung zwischen Wissenschaft und Kunst zeigt sich auch in der Kunst der Gegenwart sehr deutlich. Mit der Entwicklung von Medientechnologien entwickelte sich eine ganze Reihe neuer Genres wie Medienkunst, Videokunst etc. Computer und andere Spitzentechnologien brachten einen Produktivitätsschub und eine zunehmende Maschinisierung mit sich, die sich unter anderem dann z. B. in Werken des Dadaismus oder in der Pop Art widerspiegelten.

Als die Umweltverschmutzung als Problem ins Bewusstsein trat, entstanden umweltfreundliche Technologien auf Grundlage erneuerbarer Energien. Gleichzeitig bereicherten Technologien aus dem Bereich umweltfreundlicher Energien die Kunst, sodass viele, beeindruckende Werke in neuen Kunstformen geschaffen wurden. Die so entstandenen Werke sind nicht nur durch ihre ästhetische Wirkung spannend, sondern durch ihre Vermischung von Wissenschaft und Technologie. Im Folgenden sollen einige dieser Werke vorgestellt werden, bei denen umweltfreundliche und erneuerbare Energien für deren Entstehung und/ oder deren Technik von zentraler Bedeutung sind.



  Solartechnik und Kunst  


Das 21. Jahrhundert entwickelt sich zu einem Zeitalter der Verschmelzung, die das reine Schaffen überschreitet. So wie Apple durch die Kombination von Inhalten der Geisteswissenschaften und von Technologie kommerziell erfolgreich wurde, so verstärkt sich allerorten die Notwendigkeit der Verschmelzung verschiedener Disziplinen als Weg, die Zukunft  zu gestalten. Dies betrifft natürlich die Welt der Industrie, aber genauso auch andere Bereiche von Naturwissenschaften und Technik sowie auch der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften. Dieser Entwicklung folgend lassen sich auch immer mehr Beispiele für die Verschmelzung von Kunst und Wissenschaft finden. Medienkunst, welche die Grenze zwischen Kunst und Wissenschaft einreißt, oder digitale Kunst, die uns neue, in der Realität nicht sichtbare Welten generiert, sind typische Beispiele dafür. So wie in letzter Zeit das Interesse am Umweltschutz und am Klimawandel immer präsenter wird, so zeigt sich dies auch immer mehr in Kunstwerken: Umweltfreundliche Solarenergie wird nicht einfach nur als Stromquelle verstanden, sondern auf einzigartige und kreative Weise in Kunstwerken selbst verwendet.



„The exploration of the center of the sun“, Olafur Eliasson 
(Quelle | olafureliasson.net)


Olafur Eliasson ist ein dänischer Gegenwartskünstler, der weltweit für Installationskunst bekannt ist, welche die Natur in Form von Wasser, Moos, Nebel, Regen oder Regenbögen in die Museen bringt. Er hat 2003 weltweite Aufmerksamkeit für sein „Weather Project“ erhalten, bei dem er die Turbinenhallte des Tate Museum of Modern Art in London mit einer künstlichen Sonne illuminiert hat. Das 2017 geschaffene Werk „The exploration of the center of the sun“ ist eine große Skulptur von Eliasson, die ein Spektrum von Licht und Schatten zeigt und von einem Solarpanel im Dachgarten der Galerie mit Strom versorgt wird. Der komplexe, asymmetrische Glaspolyeder erinnert an einen Stern im Weltall, der vielen, verschiedenen Farben leuchtet. Eliasson hat außerdem das Projekt „Little Sun“ gestartet, bei von der Stromversorgung abgeschnittete Regionen der Welt mit Solarlampen und Solar-Ladegeräten ausgestattet werden.



Current Window,Marjan Van Aubel
(Quelle | marjanvanaubel.com)


Die niederländische Designerin Marjan Van Aubel verbindet in ihrem Werk „Current Window“ Solarenergie mit Glasfenstern, die an die prächtigen, bunten Glasfenster mittelalterlicher Kathedralen erinnern. Bei „Current Window“ wurde die Technologie der „Dye Sensitized Solar Cells“ (Farbstoffsolarzellen/ Grätzel-Zellen) angewandt. Hierbei sind die Glasfenster selbst Solargeneratoren und erzeugen ihren eigenen Strom. Im Fensterrahmen befinden sich zudem Anschlüsse, mit denen man über ein Kabel Geräte wie Smartphones aufladen kann.



„The Solar Energy Field“, Michael Jantzen
(Quelle | michaeljantzen.com)


Der Künstler Michael Jantzen hat die Solar-Skulptur „The Solar Energy Field“ geschaffen, welche die Kreativität seiner umweltfreundlichen Kunst sehr gut widerspiegelt. Er sagt, die Gestalt dieser abstrakten Skulptur sei vom Strom inspiriert, der aus der Wechselwirkung zwischen Solarzellen und Photonen entsteht. Diese Wechselwirkung wird hier in die dreidimensional umgesetzt. Die erste Funktion der Skulptur ist es, die umliegende Region mit Strom zu versorgen. Die auf der Oberseite der Skulptur installierten Solarpanels können an Tagen mit intensiver Sonnenstrahlung bis zu 10.000 W Strom erzeugen. Ihre zweite Funktion ist es, dass sie Schutz vor der heißen Sonne bietet. Menschen können sie als Unterstand benutzen, unter den ausgebreiteten Solarpanels sitzen und sich ausruhen. 



 Magische Windkraft 



„L’empennage“, Alexander Calder
(Quelle | Wikimedia)


Traditionelle Kunst ist statisch. Ein Gemälde ist grundsätzlich etwas „Gemaltes“ z. B. auf einem Blatt Papier, das sich nicht weiter verändert. Die Stilrichtung „Kinetische Kunst“ ist mit dem Ziel entstanden, diese Begrenzung zu überwinden. Kinetische Kunst bedeutet, dass sich die Kunst selbst bewegt und die  Konzeption, dass ein Kunstwerk etwas Festes ist, aufhebt.

Der amerikanische Bildhauer Alexander Calder gehört zu den bekanntesten Vertretern der kinetischen Kunst. Er war ein Künstler, der zunächst Ingenieurwissenschaften studiert hat. Calder war von den Werken von Piet Mondrian fasziniert und schuf abstrakte Skulpturen mit dem ursprünglichen Wunsch, die Werke Mondrians in Bewegung versetzen zu können. Er war eng mit Marcel Duchamp befreundet, der Stöcke und Eisenplatten mit Eisendraht verband und das so entstandene Kunstwerk „Mobile“ nannte, das, immer wenn der Wind wehte, träumerisch in Bewegung geriet. Das ist auch der Ursprung von den Mobiles, die heute gerne über Babybetten gehängt werden. 

Am Anfang baute Calder Motoren an seine Werke, damit sich diese bewegten. Bald wandte er sich aber Skulpturen zu, die z. B. an der Decke hingen und auf natürliche Weise durch Wind, Luftströme oder Bewegungen von Menschen in Bewegung gerieten. Die beweglichen Skulpturen Calders zeigten noch andere Effekte, die durch Licht und Schatten ausgelöst wurden, aber vor allem schufen sie eine künstlerische Welt, die sich mit herkömmlichen, statischen Skulpturen nicht ausdrücken ließ. 




STRANDBEEST EVOLUTION 2018,Theo Jansen
(Quelle | Theo Jansen‘s YouTube)


Auch der niederländische Installationskünstler und Vertreter der kinetischen Kunst Theo Jansen hat ebenso wie Alexander Calder zunächst eine Naturwissenschaft, nämlich Physik studiert, bevor er sich der Kunst zuwandte. Die Formen von Insekten gaben ihm Ideen, aus denen er zunächst mit dem Computer virtuelle Lebewesen schuf. Dabei kam ihm der Einfall, dass er ja auch  maschinelle Lebewesen, die sich bewegen können, erschaffen könnte. Diese Idee wurde dann direkt mit „Strandbeest“ („Strand-Biest“) Wirklichkeit. Das „Strandbeest“ ist so konstruiert, dass es sich ohne einen Motor oder ein Getriebe einfach durch den Wind von selbst bewegen kann. Das Hauptmaterial ist dabei Plastik. Er verband Plastikröhren, Garn und Gummiringe miteinander wie menschliche Gelenke und schuf so mehrere, befremdliche Tierwesen. Diese sind mithilfe von Segeln so gebaut, dass sie sich bewegen, wenn der Wind weht. Dafür hat er 2009 auch den Preis „Eco Art Award“ erhalten, der vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) verliehen wird. 
 


 Gebäudeillumination durch Solar-Medienfassaden 


Ein weiterer, neuer Trend sind Medienfassaden (Media Façades). Hierbei werden die Fassaden von Gebäuden mit bunten LEDs bestückt, was vor allem bei Nacht schöne Stadtsilhouetten bietet. Diese zeigten zunächst vor allem Werbung oder andere Informationen und waren vor allem auf kommerzielle Zwecke beschränkt. In letzter Zeit werden sie allerdings immer häufiger auch als Räume für öffentliche Kunst verwendet. Aber auch in diesem Fall ist immer wieder die Kritik zu hören, dass Medienfassaden nur unnötig Strom verbrauchen. Inzwischen gibt es allerdings auch umweltfreundliche Medienfassaden, die mithilfe von Solarsystemen dieses Problem lösen. 



„The Zero Energy Media Wall“ von greenPIX
(Quelle | greenPIX)


Das New Yorker Architekturbüro Simone Giostara Architects und das internationale Ingenieurbüro Arup haben als gemeinsames Projekt mit „greenPix“ das erste Gebäude mit einer Solar-Medienfassade in Beijing (China) gebaut. Tagsüber speichert das Gebäude mithilfe von Solarzellen Strom, mit denen dann nach Sonnenuntergang die Fassade beleuchtet wird. Die gewaltige Fassade besteht zwar aus ganzen 2.292 LED-Leuchten, aber da es eine Null-Energie-Wand (Zero Energy Media Wall) ist, fallen keinerlei Stromkosten an.



„The Land“ (MERCK)
(Quelle | m.post.naver.com/merckkorea)


Der deutsche Wissenschafts- und Technologiekonzern MERCK hat zur 1. „Seoul Biennale of Architecture and Urbanism“ ein Gebäude mit einer Medienfassade präsentiert. Diese speichert bei Tag über OPV-Technologie (organische Photovoltaik) Solarenergie und illuminiert dann bei Nacht, wenn es kein Tageslicht gibt, mithilfe von OLED-Technologie (organische Leuchtdioden) das Gebäude. Bei dem Projekt namens „The Land“ haben die deutschen Architekten Nikolaus Hirsch und Michel Müller sowie der thailändische Künstler Rirkrit Tiravanija mitgewirkt. Die Fassade ist der Struktur von Bambus nachempfunden und der Schriftzug „DO WE DREAM UNDER THE SAME SKY“ (Träumen wir unter demselben Himmel?) zieht die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. 



Kaufhaus „Hanwha Galleria“ in Apgujeong-dong, Seoul, Südkorea
(Quelle | hanwhagalleria.co.kr)


Das Kaufhaus „Hanwha Galleria“ ist eines der Wahrzeichen des Stadtviertels Apgujeong in Seoul. Das vom holländische Architektenpaar Ben van Berkel und Caroline Bos errichtete Gebäude UNSTUDIO wurde umgestaltet und zeigt jetzt die größte Medienfassade von Korea. Vor allem die West Hall, die von 4.330 LEDs illuminiert wird, ist eine echte Attraktion, welche die Nachtsilhouette von Apgujeong erleuchtet. Das Hanwha Galleria-Kaufhaus ist mit einer unabhängigen Solaranlage mitESS (Energy Storage System) bestückt und kann bei Betrieb pro Jahr 43.200 kW Strom produzieren. Dank des ESS kann der aus den Solarmodulen erzeugte Strom für die Medienfassade und zur Deckung von Spitzenlastzeiten verwendet werden und so die Stromkosten senken.

Wie die bisher gezeigten Kunstwerke zeigen, sind die Ideen grenzenlos, die aus der Verschmelzung von unbegrenzter, erneuerbarer Energie und unbegrenzter Kreativität hervorgehen. Auch Q CELLS verbindet wissenschaftliche und künstlerische Kreativität miteinander, um so durch innovative Technologien eine Welt ohne Kohlendioxid-Emissionen zu ermöglichen.



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